Rezension #34

Wu Ming – Die Armee der Schlafwandler

Assoziation A – 2020 – ISBN 978-3-86241-474-1

Das Autor*innenkollektiv Wu Ming widmet sich in diesem Roman einer alternativen Erzählweise zur französischen Revolution, die sich unter anderem der Perspektive des gemeinen Volkes und von Frauen widmet. Der Roman ist mit seinen unterschiedlichen Handlungssträngen dabei sehr vielschichtig und schafft es ein anschauliches und tiefgreifendes Bild dieser Zeit zu schaffen. Dabei verknüpft das Autor*innenkollektiv Fakten und Fiktionen zu einem spannenden Poltit-Thriller, der sich trotz des Umfangs von über 600 Seiten ohne mühsame Langatmigkeit super lesen lässt. Die Story wandert von den Pariser Vororten und den Alltagsrealitäten der dortigen Bevölkerung, über subversive Akten des Theaters und Originaldokumenten aus dem Konvent bis in die Abgründe der französische Provinz und zurück in die Absurditäten Pariser „Heilanstalten“. Der Roman spiegelt dabei die temporeichen Veränderungen jener Zeit mit ihren ständig schwellenden Verschwörungen, Totalitätsansprüchen, gegenrevolutionären Strömungen und der Diskreditierung der Revolution selbst. Ein wirklich spannender Roman der aufgrund seiner politischen Vielschichtigkeit nichts an Aktualität missen lässt, sondern auch als Spiegel zu derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Geschehnissen gelesen werden kann.