Die Lotte zieht in ihr Sommerquartier

Hoi zäme

heute, am 23.03.24 zieht die Lotte zum Südpol an ihr Sommerquartier. Dort steht sie am Freigleis hinter dem Südpol bei der Südpol- Buvette.
Die Lotte freut sich auf deinen Besuch!

LESUNG: „In der Heimat meines Vaters riecht die Erde wie der Himmel“

Nächsten Sonntag, 25.02.2024,um 17 Uhr, findet im Sentitreff
       eine empfehlenswerte Lesung statt.


*“In der Heimat meines Vaters riecht die Erde wie der Himmel“*

Lesung mit Samira El Maawi
Sonntag 25.02.2024, 17.00 Uhr
Sentitreff, Baselstrasse 21, 6003 Luzern


Samira El-Maawi macht in ihrem Roman deutlich, wie sich Rassismus in der Schweiz anfühlt. «Sie stellt die Perspektive der Tochter ins Zentrum, die an ihrem Vater hängt und merkt, wie dessen Rücken angesichts der ihm in den Weg gelegten Hindernisse immer krummer wird.» (NZZ). Die Autorin beschreibt subtile Diskriminierung, wie sich diese auf den Alltag einer ganz normalen Familie auswirkt. Und sie spricht darüber, was dagegen getan werden kann.

Im Anschluss Austausch und Apéro.
Eintritt frei. Kollekte

Im Rahmen der Lesereihe «Geschichten. Welten. Realitäten», die von der Stadtbibliothek Luzern, dem HelloWelcome und dem Sentitreff getragen wird.

Es wird einen *Büchertisch* der Lotte geben und die *Bibliothek* die derzeit im Sentigarten steht, ist *nach der Lesung geöffnet*.

***KOMMT VORBEI***

Die Bibliothek ‚Lotte‘ ist ein offener und selbstbestimmter Ort für alle. Der Fokus liegt auf Literatur mit gesellschaftskritischem, empowerndem, kämpferischem und utopisch-visionärem Inhalt. Neben theoretischen Abhandlungen gibt es auch Belletristik, Kinder- und Jugendbücher, DVDs und Comics. Die Nutzung der Ausleihe ist kostenfrei, Spenden sind herzlich willkommen.

Geöffnet jeweils am Dienstag + Mittwoch 18-20 Uhr und Samstag 10-12 Uhr.

Die Lotte ist der blaue Wagen der momentan im Garten des Sentitreffs, Baselstrasse 21, in Luzern steht.

Alles weitere unter https://lotte-bibliothek.org

Rezension Nr. 50 – YEAH!!!

Yu Pei-yun und Zhou Jian-xin – Tsai Kun-Lin, Di gestohlenen Jahre

Graphic Novel aus Taiwan – Baobab Books – 2023 – ISBN 978-3-907277-15-5

Nun ist er endlich da der zweite Band der vierteiligen Grahic Novel aus Taiwan.
Kurze Rückblende, was im ersten Band geschah:
Tsai Kun- Lin, geboren in eine taiwanische Familie im Jahr 1930, zu diesem Zeitpunkt war Taiwan schon über 30 Jahre japanische Kolonie, überlebt im Alter von 5 Jahren ein schweres Erdbeben, das einen Grossteil der Insel und das Haus der Familie Tsai zerstört. Einige Jahre später macht auch der 2. Weltkrieg nicht halt vor der Insel, die immer wieder Schauplatz der imperialistischen Mächte wurde. Wieder ergreift ein fremdes Regime die Macht auf der Insel.

Und nun im zweiten Band ist Tsai Kun-Lin nicht mehr der kleine Junge. Im Alter von knapp 20 Jahren wird er festgenommen und mittels erzwungenem Geständnis verurteilt- 10 verlorene Jahre verbringt er im Gefängnis auf der Insel Lü Dao. Die Trennung von seiner Familie macht ihm noch mehr zu schaffen als die düsteren Haftbedingungen. Das einzige, was ihn durchhalten lässt ist die Menschlichkeit unter den Gefangenen.

Die düsteren Haftbedingungen sind in diesem fast ausschliesslich in Grautönen gehaltenen Band förmlich spürbar. Die seltenen Momente, in denen ein scheuches Blau auftaucht sind zauberhaft und hoffnungsvoll. Ja, es gibt ein Leben ausserhalb des Gefängnisses, ausserhalb der kargen Verpflegung und der harten Arbeit, die die Gefangenen leisten müssen. Schon beim Durchblättern wird spürbar, dass die nicht einfachen aber doch liebevollen Kinderjahre vorbei sind. Es folgen die dunklen, die verlorenen Jahre.
Es ist ein schwerer Band, der wie der erste wunderschön, liebevoll und detailreich gestaltet ist. Die schönen Bilder brechen immer wieder die Härte des Gefängnisalltags. Und auch diese düsteren Jahre nehmen ein Ende, das Blau taucht gegen Ende dieses zweiten Bandes doch immer öfter auf und lassen hoffen.

Yu Pei-yun und Zhou Jian-xin haben mit diesem zweiten Teil der Serie wieder bewiesen, wie spannend und wunderschön Tsai Kun-Lins Geschichte erzählt werden kann. Der Band lädt ein zum Bilder bestaunen, recherchieren und hoffen. Der einzige Wermutstropfen: wann kommen Band 3 und 4? 😉

Baobab Books hat sich darauf spezialisiert Bilderbücher, Kindergeschichten und Jugendromane aus aller Welt in deutscher Übersetzung zu verlegen, zur Förderung kultureller Vielfalt in der Kinder- und Jugendliteratur. Mit diesem Schmuckstück aus Taiwan haben sie einmal mehr ihr gutes Gespür bewiesen, spannende und in diesem Fall auch wunderschöne Literatur aus einem Land, das in unseren Büchergestellen nicht grossflächig repräsentiert ist, im deutschsprachigen Raum sichtbar zu machen. Ein herzliches Dankeschön für diese tolle und wichtige Arbeit. Die beiden Bände kann ich nur empfehlen und ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht :).

Winterpause

Die Lotte macht Winterpause und bleibt vom 24. Dezember bis am 7. Januar geschlossen! Falls ihr noch Bücher braucht für die Festtage, kommt vorher vorbei!
Öffnungszeiten Dienstag und Mittwoch 18-20 Uhr, Samstag 10-12 Uhr

Lotte zügelt zum Sentitreff

Ab November zieht die mobile LOTTE-BIBLIOTHEK in den Garten vom SENTITREFF (Baselstrasse 21, Luzern) ein.

Hier könnt ihr die nächsten Monate vielfältige und spannende Romane, Sachbücher, Zeitschriften, Comics und Kinderbücher entdecken und ausleihen.


Schaut doch mal rein, die Lotte freut sich über euren Besuch!

NEUER STANDORT AB 8.7.23

Ab heute sind wir wieder vor der Industriestrasse 9.
Kommt vorbei und geniesst den wahrscheinlich letzten Sommer an der Industriestrasse mit uns.

Öffnungszeiten:
Dienstag und Mittwoch 18-20 Uhr
Samstag 10-12 Uhr

Voraussichtlich Mitte/Ende August zügeln wir dann wieder zurück zum Südpol.

Rezension Nr. 48

Peter Metz – Kaliszko. Mannheim, Sommer 1974

Roman – Edition H. Schroeder – 2021 – ISBN 978-3-9818262-8-9

Polizeigewalt als Kontinuität

Peter Metz Roman befasst sich auf sehr eindrückliche Weise mit den Ereignissen um den Tod des 23-jährigen Hannes Kaliszko, welcher am 17. Juli 1974 von einem Polizisten getötet wurde.

Der Roman setzt sich auf sehr feinfühlige und prägnante Weise mit der Position der betroffenen Familie auseinander und zeigt auf, wie von staatlicher Seite eine Schuldumkehr lanciert wird. Dahingehend gelingt dem Autor durch die asynchrone Erzählweise ein pointierter Einblick in die Lebensrealitäten und sozialen Zustände, sowie der gesellschaftliche Stimmung des Mannheim in den 1970ern und ermöglicht die Einbettung der Geschichte des betroffenen Hannes Kaliszko und dessen Familie, Freund*innen und Kolleg*innen in den gesellschaftspolitischen Gesamtkontext. Dabei schafft es der Autor nah am Geschehen und den Menschen zu sein ohne dabei voyeuristisch zu wirken.

Das Thema Polizeigewalt klingt an, da es auch heute allgegenwärtig ist. Gerade aus dieser Sicht ist der Roman beeindruckend und empfehlenswert. Die Kontinuitäten von Repression, Polizei- sowie Staatsgewalt werden spürbar und begreifbar. Und der Roman zeigt auf welchen Einfluss Klasse und Herkunft der betroffenen Menschen auf den Diskurs um Verantwortung und Schuldumkehr haben.

Das ist meines Erachtens der grösste Gewinn des Roman: das dieser uns vor Augen führt wie unverändert sich gesellschaftliche Zustände zeigen. Dahingehend kann der Roman auch als Plädoyer verstanden werden gegen diese Zustände immer wieder und fortwährend Aufzubegehren!

Rezension Nr. 47

Yu Pei-yun und Zhou Jian-xin – Tsai Kun-Lin, Der Junge, der gerne las

Graphic Novel aus Taiwan – Baobab Books – 2023 – ISBN 9783907277171

Ich wusste es schon, bevor ich das Buch angefangen habe zu lesen: es ist der 1. Band einer vierteiligen Serie, Band 2 und 3 sollen im Herbst 2023 erscheinen, Band 4 im Jahr 2024. Und doch bin ich wieder «reingefallen»- natürlich wollte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht. Es ist wie eine Serie, die mensch nicht zu Ende schauen kann. Die Spannung bleibt. So muss ich mich also gedulden, bis die nächsten Bände erscheinen. Schwierig… 😉

Aber erstmal von vorne.

Yu Pei-yun und Zhou Jian-xin sind die beiden Autor:innen/ Zeichner:innen dieser Graphic Novel aus Taiwan. Sie erzählen die Geschichte von Tsai Kun- Lin, geboren in eine taiwanische Familie im Jahr 1930. Zu diesem Zeitpunkt war Taiwan schon über 30 Jahre japanische Kolonie. Im Alter von 5 Jahren überlebt er ein schweres Erdbeben, das einen Grossteil der Insel und das Haus der Familie Tsai zerstört. Einige Jahre später macht auch der 2. Weltkrieg nicht halt vor der Insel, die immer wieder Schauplatz der imperialistischen Mächte wurde. Wieder ergreift ein fremdes Regime die Macht auf der Insel. Und nun kommt es zum Höhepunkt dieses Bandes, der den Spannungsbogen hoch hält und die Lesenden in grosser Erwartung der nächsten Bände zurück lässt.

Die Biographie ist sehr sensibel und wunderschön erzählt. Das Buch ist in Grautönen und Rosa gehalten, zurückhaltende Farbgebung mit grossem Feingespür für die Momente zwischen den Zeilen. Die Zeichnungen sind Kunstwerke, die zum Träumen und Anschauen einladen. Die Seiten kreativ und stimmig choreographiert. Die Schwierigkeit, die drei Sprachen, die im Buch gesprochen werden, auch im Deutschen darzustellen, wurde durch unterschiedliche Schriftfarben gut gelöst.

Ich hab das Buch ausgepackt und wollte nur kurz rein schauen – schon war ich gefangen in dieser Welt vor fast 100 Jahren am anderen Ende der Welt, von der hier so wenig Geschichte bekannt ist. Mich hat das Buch auf vielen Ebenen fasziniert: Die Gestaltung und die Zeichnungen sind wunderschön und haben mich tief berührt, die Übergänge zwischen den einzelnen Bildern sind sehr gelungen. Aber auch die Art, wie die Geschichte erzählt wird, erschwert es, das Buch vor dessen Ende aus der Hand zu legen. Mich hat es dazu gebracht, die Geschichte der Region zu recherchieren – die Idee von Baobab Books hat sich also mal wieder erfüllt.

Der Verlag Baobab Books hat sich darauf spezialisiert Bilderbücher, Kindergeschichten und Jugendromane aus aller Welt in deutscher Übersetzung zu verlegen, zur Förderung kultureller Vielfalt in der Kinder- und Jugendliteratur. Mit diesem Schmuckstück aus Taiwan haben sie einmal mehr ihr gutes Gespür bewiesen, spannende und in diesem Fall auch wunderschöne Literatur aus einem Land, das in unseren Büchergestellen nicht grossflächig repräsentiert ist, im deutschsprachigen Raum sichtbar zu machen. Ein herzliches Dankeschön für diese tolle und wichtige Arbeit. Das Buch kann ich nur empfehlen und ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht :).

Kurze Vorschau: Band 2 soll im Herbst 2023 erscheinen, Band 3 2024 🙂

Rezension Nr. 46

Taiye Selasi – Ghana must go
Roman – Penguin Fiction – 2013 – ISBN 978-0-670-91988-8

Das Buch ist auf Englisch in der Lotte verfügbar.

Selasi erzählt die Familiengeschichte der Sais, einer nigerianisch – ghanaischen Familie, die in den USA lebt. Durch eine Ungerechtigkeit und Scham wird sie auseinander gerissen, über den Erdball verteilt und erst durch den Tod des Vater, viele Jahre später, wieder zusammen gebracht. Die zerrissenen Strukturen, die die Familie über lange Zeit geprägt haben, kommen ans Licht und die Frage ist, ob Heilung möglich ist.

Der Plot ist nicht aussergewöhnlich. Selasi erzählt eine bewegte Familiengeschichte von innen und wie die unterschiedlichen Charaktere mit den Herausforderungen des Lebens und ihrer persönlichen Geschichte umgehen. Dabei springt sie erzählerisch zwischen den Familienmitgliedern hin und her, sodass in die Gedankenwelt der einzelnen Protagonist:innen eingetaucht werden kann.

Das Buch hat mich nur zu 98% gepackt, da mich der literarische Schreibstil manchmal von der Geschichte ferngehalten hat. Und doch bin ich voll in die Geschichte um Olu, Taiwo, Kehinde, Sadie und Fola eingetaucht. Selasi schafft es gut, ein Bild einer Familie zu zeichnen, in dem die Geschwister sich für unterschiedliche Lebensentwürfe entscheiden und der Umgang mit der eigenen Herkunft ganz verschieden ist.

Es ist ein scheues: Ja, es lohnt sich dieses Buch zu lesen. Irgendwie spannend, aber ein bisschen Zweifel bzgl. des Schreibstils bleiben. Aber das ist ja bekanntlich
Geschmackssache 🙂