Rezension Nr. 45

Tore Rørbæk, Mikkel Sommer – Shingal. Flucht vor dem Genozid

Comic – bahoe books – 2020 – ISBN 978-3-903290-39-6

Der Comic „Shingal“ von Tore Rørbæk und Mikkel Sommer erzählt die Geschichte von den Brüdern Mazlum und Asmail, die im Sommer 2014 um ihr Leben und das ihrer Familien kämpfen. Zusammen mit tausenden anderen Jesid*innen fliehen sie vor dem Islamischen Staat (IS) auf den Berg Shingal. Über 50‘000 Menschen harren schliesslich auf dem Berg unter freiem Himmel aus, bei Temperaturen bis zu 50 Grad, ohne Wasser, ohne Schatten.

Das Buch erzählt die Geschichte des Genozids an den Jesid*innen, begangen durch den IS im Sommer 2014 auf irakischem Staatsgebiet. Es ist der bislang einzige von der UNO anerkannte Genozid im 21. Jahrhundert. Schätzungen zufolge wurden rund 5‘000 Menschen ermordet, zwischen 6‘000 und 7‘000 Frauen und Kinder entführt und rund 400‘000 Menschen vertrieben.

„Shingal“ erzählt diese grauenhafte und traurige Geschichte mit eindrucksvollen Bildern in satter Farbe. Am Schluss des Buches findet sich ein Nachwort von Thomas Schmidiger, in diesem finden sich noch zusätzliche Informationen zum Genozid, zur jesidischen Religion, zu antijesidischen Ressentiments, sowie ein kurzer Abschnitt zu Jesid*innen in Europa.

Und wie es auch in eben diesem Nachwort heisst: „Diese Geschichte muss […] erzählt werden, nicht nur um sie nicht zu vergessen, sondern auch, weil für die Überlebenden ihre Qualen bis heute andauern. Nur ein Teil der Vertriebenen konnte bislang in ihre Heimat zurückkehren. […] Möge diese […] Graphic Novel von Tore Rørbæk und Mikkel Sommer dazu beitragen, dass die Verfolgungsgeschichte der Jesid[*inn]en auch im deutschsprachigen Raum einem grösseren Publikum nahe gebracht wird.“