Rezension Nr. 48

Peter Metz – Kaliszko. Mannheim, Sommer 1974

Roman – Edition H. Schroeder – 2021 – ISBN 978-3-9818262-8-9

Polizeigewalt als Kontinuität

Peter Metz Roman befasst sich auf sehr eindrückliche Weise mit den Ereignissen um den Tod des 23-jährigen Hannes Kaliszko, welcher am 17. Juli 1974 von einem Polizisten getötet wurde.

Der Roman setzt sich auf sehr feinfühlige und prägnante Weise mit der Position der betroffenen Familie auseinander und zeigt auf, wie von staatlicher Seite eine Schuldumkehr lanciert wird. Dahingehend gelingt dem Autor durch die asynchrone Erzählweise ein pointierter Einblick in die Lebensrealitäten und sozialen Zustände, sowie der gesellschaftliche Stimmung des Mannheim in den 1970ern und ermöglicht die Einbettung der Geschichte des betroffenen Hannes Kaliszko und dessen Familie, Freund*innen und Kolleg*innen in den gesellschaftspolitischen Gesamtkontext. Dabei schafft es der Autor nah am Geschehen und den Menschen zu sein ohne dabei voyeuristisch zu wirken.

Das Thema Polizeigewalt klingt an, da es auch heute allgegenwärtig ist. Gerade aus dieser Sicht ist der Roman beeindruckend und empfehlenswert. Die Kontinuitäten von Repression, Polizei- sowie Staatsgewalt werden spürbar und begreifbar. Und der Roman zeigt auf welchen Einfluss Klasse und Herkunft der betroffenen Menschen auf den Diskurs um Verantwortung und Schuldumkehr haben.

Das ist meines Erachtens der grösste Gewinn des Roman: das dieser uns vor Augen führt wie unverändert sich gesellschaftliche Zustände zeigen. Dahingehend kann der Roman auch als Plädoyer verstanden werden gegen diese Zustände immer wieder und fortwährend Aufzubegehren!