Rezension Nr. 52

Yu Pei- yun und Zhou Jian- xin – Tsai Kun-Lin, Was bleibt

Graphic Novel aus Taiwan – Baobab Books – 2024 – ISBN 978-3-907277-26-3

Der vierte und letzte Band der Biographie über Tsai Kun-Lin ist erschienen und lässt mich einmal mehr über die schöne Gestaltung und die wirklich gekonnt erzählte Geschichte staunen. Was für ein schönes Buch, das mich ausserdem inhaltlich gleich weiter recherchieren lässt, so sehr macht es Lust darauf mehr zu wissen über den «Weissen Terror» in Taiwan und deren Aufarbeitung.

Yu Pei-yun und Zhou Jian-xin sind die beiden Autor:innen/ Zeichner:innen dieser vierteiligen Graphic Novel aus Taiwan. Sie erzählen die Geschichte von Tsai Kun- Lin, geboren in eine taiwanische Familie im Jahr 1930. Zu diesem Zeitpunkt war Taiwan schon über 30 Jahre japanische Kolonie. Tsai Kun-Lin war Journalist und Verleger, Gefangener und Widerständler und bis zu seinem Tod 2023 aktiv für Demokratie und Menschenrechte. Während in den vier Bänden die Biographie Tsai Kun-Lins gezeichnet wird erleben wir gleichzeitig auch die spannende, neuere Geschichte Taiwans.

«Was bleibt»:
Erzählt werden die schwierigen Jahre nach dem Niedergang eines von Tsai Kun-Lins herausgegebenen Magazins, den Schulden, der kleinen Mietswohnung und dem Aufrappeln der Familie, die neue Arbeit und wie sich Taiwan verändert. Die taiwanische Demokratiebewegung findet ebenso Platz wie die Gedenkstätte für die Opfer des «Weissen Terrors» in der ehemaligen Strafkolonie, wo auch Tsai Kun-Lin inhaftiert war. Und wie sich die Menschen auch in den dunkelsten Momenten in Taiwan immer wieder gegenseitig Mut machten.

Wie auch in den 3 vorherigen Bänden schaffen es die beiden Autor:innen eine spannende Geschichte zu erzählen, die eine:n nicht loslässt und die Lust auf mehr macht. Zwar ist die Biographie Tsai Kun-Lins mit diesem Band beendet, die Geschichte Taiwans lässt sich aber wunderbar weiter erforschen.
Jeder Band hat ein eigene Bildsprache und doch gehören sie alle zusammen. In diesem Band, in Orange- und Grautönen gehalten, arbeitete der Illustrator Zhou Jian-Xin mit photorealistischen Darstellungen. Dies macht die Geschichte umso greifbarer und realistischer. Wie bisher zaubert er wunderschöne Zeichnungen, gelungene Bildübergänge und grosse Bilder, die zum Staunen einladen.

Eine wirklich sehr gelungene Serie, die auch gut für Jugendlichen ab 14 Jahren geeignet ist. Faszinierend, wunderschön und tiefgründig! Danke an die Autor:innen und Baobab Books für dieses Meister:innenwerk, das als Gesamtausgabe absolut berechtigt für den Max und Moritz- Preis 2024 nominiert war.

Baobab Books hat sich darauf spezialisiert Bilderbücher, Kindergeschichten und Jugendromane aus aller Welt in deutscher Übersetzung zu verlegen, zur Förderung kultureller Vielfalt in der Kinder- und Jugendliteratur. Mit diesem Schmuckstück aus Taiwan haben sie einmal mehr ihr gutes Gespür bewiesen, spannende und in diesem Fall auch wunderschöne Literatur aus einem Land, das in unseren Büchergestellen nicht grossflächig repräsentiert ist, im deutschsprachigen Raum sichtbar zu machen.