
Mauricio Rosencof – Das Schweigen meines Vaters
Assoziation A – ISBN 978-3-86241-506-9
«Gebe Gott, dass unsere Schreie denen unter die Kissen kriechen, die nicht wissen, die wissen, aber nichts sagen, die nicht wissen wollen.»
Mauricio Rosencof, 1933 in Florida, Uruguay als Sohn polnisch- jüdischer Emigrant:innen geboren, war später führendes Mitglied der MLN- Tupamaros. In diesem Buch nimmt er Bezug auf seine «Kerkerjahre» als Gefangener der Diktatur, als «Geisel des Staates», in denen er unter barbarischen Bedingungen 12 Jahre lang inhaftiert war. Darin verwebt er die eigene Familiengeschichte, die des Holocaust, der Angehörigen, von denen irgendwann keine Briefe mehr ankamen, der Erinnerungen seiner Tante, die Ausschwitz und Ravensbrück überlebt hat, das Schweigen seines Vaters.
Diese Verknüpfung schafft eine Klarheit, ein tiefes Verständnis über das Verbundensein von «Geschichte» und dem familiär Erlebten. «Im Zentrum seines Erzählens steht die Erinnerung als Zufluchtsort der menschlichen Würde.» lese ich auf der Buchrückseite. Die reduzierte Sprache die er wählt gibt dem Erzählten den Raum, den es verdient und braucht, um atmen zu können.
Mit vielen Worten viel zu sagen ist keine grosse Herausforderung. Mit wenigen Worten viel zu sagen ist jedoch eine Glanzleistung, die Rosencof in diesem Buch mit einer solchen Bravour meistert, dass es eine:n sprachlos macht.
Es gibt nichts mehr zu diesem Buch zu sagen, jedes weitere Wort wäre eins zu viel.
Doch, eins noch:
es steht absolut verdient auf Platz 1 der Litprom-Bestenliste »Weltempfänger«, Winter 2024.
