Rezension Nr 10, Yeah!

Helga Amesberger, Brigitte Halbmayr, Elke Rajal.
Arbeitsscheu und moralisch verkommen. Verfolgung von Frauen als „Asoziale“ im Nationalssozialismus.

ISBN: 978-3-85476-596-7 | 2019 | mandelbaum Verlag | 377 Seiten


Sogenannte „soziale Randgruppen“ sind immer wieder und aktuell wieder verstärkt im Fokus rechts-/liberaler Politik und Meinungsbildung.
Dem entgegen ist das Buch ein bereichernder Beitrag der Bewusst-Werdung und Bewusst-Erhaltung wie Ausgrenzung und Marginalisierung im Sozial- und Gesundheitssystem zu gravierenden Auswirkungen für die als „asozial“ gelabelten Menschen führt. Dafür schafft das Buch einen detaillierten und gut verständlichen Einblick in das brutale und mörderische System vor, zu und nach NS-Zeiten anhand der Vefolgung von Frauen, die als „asozial“ gelabelt wurden.
Anhand der Verflechtungen von stereotypen und pauschalisierenden Verurteilungen, die sich an konstruierten Gesellschaftsvorstellungen und -normen orientieren, zeigen die* Autor*innen deutlich wie daraus jahrzehntelange Institutionalisierung mit Freiheitsentzug, Folter und zwangsmedizinischen Massnahmen entstehen kann die mit Deportation und Mord enden kann, bzw. sich über die NS-Zeit für die betroffenen Menschen fortschreiben kann.
Dass diese Geschichte nicht überwunden ist wird anhand aktueller Entwicklungen deutlich. Von daher ist es lohnenswert das Buch zur Hand zu nehmen und für gesellschaftliche Zustände der Ausgrenzung und Pathologisierung wachsam zu bleiben. Für alle interessierten Leser*innen ist es wichtig zu wissen, dass das Buch ganz klar aus der Forschung und Wissenschaft heraus geschrieben ist, d.h. es liest sich nicht einfach so weg, bietet aber wichtige Zeitzeug*innenbezüge und schafft dadurch einen sehr wichtigen Beitrag.