Rezension Nr. 25

Tupoka Ogette
exit RACISM – rassimuskritisch denken lernen 

Unrast – 2017                 

Dieses Buch ist allen weissen Menschen sehr zu empfehlen.
Auch jenen die beim Lesen des Buchtitels denken: “Rassimus gibt es nur bei der SVP und anderen rechten Parteien, was geht das mich an?!”.
Tupoka Ogette, sie bezeichnet sich selbst als Schwarze Deutsche, richtet in dem Buch den Blick vor allem auf Deutschland. Allerdings trifft vieles davon auch für die Schweiz zu.

Die Autorin beschreibt die Entstehungsgeschichte des Rassimus und erklärt die fast unsichtbaren rassistischen Strukturen, mit denen wir aufwachsen und die unser Denken und Handeln bestimmen. Immer wieder ist es erschreckend zu realisieren, wie die gesamte Gesellschaft von strukturellem Rassismus durchzogen ist, sei es das Schulsystem oder der Wohn- oder Arbeitsmarkt. Und nicht nur das, auch alltägliche Blicke, die Frage nach der Herkunft oder “gutgemeinte” Komplimente die Schwarze Menschen und People of Color täglich erfahren, entlarvt die Autorin als rassistisch ansozialisiertes Verhalten.
Sie zeigt auf, wie die Gesellschaft eine weisse Norm kreiert, so dass Weisssein zu etwas “normalem” und die damit einhergehenden Privilegien nahezu unsichtbar werden.  

Das Buch richtet sich primär an weisse Menschen. Es ist workshop-artig aufgebaut. Es gibt in den einzelnen Kapiteln jeweils einen Input-Teil, mit Informationen und Erklärungen zum jeweiligen Thema. Danach kommt ein Interaktiver Teil, mit Links zu Videos zum Thema oder mit Fragen die sich die Lesenden stellen sollen. Und dann gibt es jeweils noch das Logbuch. Darin kommen Menschen die bei der Autorin ein Seminar zum Thema Rassismus besucht haben zu Wort. Die Aufzeichnungen sind sehr persönlich und oft emotional. Sie zeigen gut, was sich bei weissen Menschen abspielen kann, wenn sie sich wirklich mit Rassismus auseinander setzten.  

Es wird sich wohl (fast) jede weisse Person beim Lesen früher oder später in einer der beschriebenen rassistischen Perspektiven wiedererkennen. Ich fühlte mich diesbezüglich jedoch gut aufgehoben, einerseits durch die oben erwähnten Logbücher und auch durch die Autorin, die immer wieder betont, dass es nicht darum geht Menschen zu verurteilen, sondern Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, andern zuzuhören und Fehler einzugestehen. Oder mit den Worten Tupoka Ogettes: „Wir alle können nichts für die Welt, in die wir hineingeboren wurden. Aber jede und jeder kann Verantwortung übernehmen und diese Welt mitgestalten.“ 

Etwas schade ist, das die Links im Buch nur mit QR Code angegeben werden. Im Exemplar in der Lotte stehen nun zusätzlich die Links ausgeschrieben, um diese auch Menschen ohne Smartphone zugänglich zu machen. Oder du kannst die Direktlinks bei uns per Mail anfordern: hallo@lotte-bibliothek.org