Rezension Nr. 24

Nanni Balestrini
Der Verleger

Verlag Libertäre Assoziation – 1992 – 3 922611 23 0

Die Originalausgabe dieses Romans von Nanni Balestrini erschien 1989 unter dem Titel „L‘editore“, er verarbeitet darin die Geschichte um den Tod von Giangiacomo Feltrinelli. Feltrinelli, Gründer des gleichnamigen Verlages, wurde im März 1972 tot aufgefunden, unter einem Strommast auf einem Feld bei Segrate, am Stadtrand von Mailand. Er starb durch die Explosion einer Bombe, angebracht an eben diesem Strommast. Die genauen Umstände seines Todes wurden nie aufgeklärt.

Und so rankt sich der Roman von Balestrini um Tatsachen und Fiktion, um Medienberichte und erfundene Genoss*innen des Verlegers, wie er Feltrinelli durch die ganze Geschichte hindurch nennt, die jedoch tatsächlich so existiert haben könnten.Es geht jedoch nicht nur um dem mysteriösen Tod dieses reichen Verlegers, der sich zunehmend linksradikalen Ideen zuwendet. Vielmehr gibt das Buch einen Einblick in die 70er Jahre in Italien und vermittelt ein Gefühl der damaligen Zeit. Eine Zeit in der das politische Klima in Italien extrem aufgeheizt war, in der Hunderte militante Aktivist*innen im Gefängnis sassen und in der von Seiten der Linken wie auch der Rechten Bombenanschläge verübt wurden.

„Der Verleger“ ist wie alle Romane von Nanni Balestrini ohne Satzzeichen geschrieben (ausgenommen einiger weniger Fragezeichen). Am Anfang ein bisschen gewöhnungsbedürftig, zog mich dieser Schreibstil nach einer Weile völlig in den Bann und gab der Geschichte einen (wie ich finde) passenden Stil, irgendwo zwischen atemlos vorwärtstreiben und unerwarteten Pausen.