Am 02.09.2022 ab 20 Uhr auf dem Eisenplatz, Industriestrasse 11-13 in Luzern.
LUCHADORAS
Regie: Paola Calvo und Patrick Jasim
D/MEX 2021, 92 min., OmU, FSK: 12
Frau sein in Ciudad Juarez, Mexiko ist lebensgefährlich. Die Stadt ist weltweit bekannt für Gewalt, Drogenkartelle und Femizide – Gewaltverbrechen an Frauen. LUCHADORAS ist ein intimes Portrait über mutige Frauen, die in ihrem vom Machismo geprägten Alltag um die Deutungshoheit über das Frauenbild in Mexiko kämpfen. Lady Candy, Mini Sirenita und Baby Star sind in ihrem Alltag und im Ring der traditionellen mexikanischen Lucha Libre Wrestlerinnen lokal als Teil einer weltweiten Empowerment Bewegung aktiv. Sie zeigen, dass jede, die sich gegen ihre Angst und die Angstmacher stellt, Heldin ihrer eigenen Geschichte werden kann.
Gemeinsam gegen Rassismus und gegen Racial Profiling
JUSTICE 4 NZOY
Rassismus tötet- ganz konkret am 30.08.2021 in Morges (VS). Die Polizei erschoss den 37-jährigen Nzoy aus Zürich, ein Mord mit eindeutig rassistischem Hintergrund. Die Behörden sind bis jetzt nicht in der Lage und offenbar auch nicht willens, den Fall aufzuklären.
Am 17. Aug erzählen Angehörige von Nzoy und Mitglieder des Aktionsbündnisses Justice4Nzoy über Nzoy, berichten über den Fall und informieren über Polizeigewalt und Racial Profiling in der Schweiz. Anschliessend gibt es in der InduBeiz Fluchtsalat.
*** ACHTUNG *** Die lokale Antifa hat uns darauf hingewiesen, dass es zwei Neonazis gibt, die aufgerufen haben, die Veranstaltung zu stören. Die Organisator:innen des Abend nehmen das sehr ernst. Vor Ort wird es Menschen geben, die offene Augen und Ohren haben. Passt bitte auf dem Weg zur Veranstaltung und auf dem Weg nach Hause aufeinander auf! +++ +++ +++
Die Lotte schliesst am Mittwoch 17.8. bereits um 18 Uhr! Dies aufgrund der Infoveranstaltung „Rassismus tötet“ zu rassistischer Polizeigewalt mit Mitgliedern des Aktionsbündnisses Justice4Nzoy. Diese beginnt um 18 Uhr, im Rossstall an der Unterlachenstrasse 33 (gleich um die Ecke von der Lotte).
17.08.2022 – 18 Uhr – Unterlachenstrasse 33, LU INFOANLASS
Gemeinsam gegen Rassismus und gegen Racial Profiling
JUSTICE 4 NZOY
Rassismus tötet- ganz konkret am 30.08.2021 in Morges (VS). Die Polizei erschoss den 37-jährigen Nzoy aus Zürich, ein Mord mit eindeutig rassistischem Hintergrund. Die Behörden sind bis jetzt nicht in der Lage und offenbar auch nicht willens, den Fall aufzuklären.
Am 17. Aug erzählen Angehörige von Nzoy und Mitglieder des Aktionsbündnisses Justice4Nzoy über Nzoy, berichten über den Fall und informieren über Polizeigewalt und Racial Profiling in der Schweiz. Anschliessend gibt es in der InduBeiz Fluchtsalat.
*** ACHTUNG *** Die lokale Antifa hat uns darauf hingewiesen, dass es einen Neonazi gibt, der dazu aufgerufen hat, die Veranstaltung zu stören. Die Organisator:innen des Abend nehmen das sehr ernst. Vor Ort wird es Menschen geben, die offene Augen und Ohren haben. Passt bitte auf dem Weg zur Veranstaltung und auf dem Weg nach Hause aufeinander auf! +++ +++ +++
Ibrahim Diabate – Yen Fehi, Bako – Là-bas de l’autre côté de la rive, Canti di lotta e d’amore
Libereria, 3. Auflage 2022 (französisch und italienisch)
Ein paar Worte zu diesem Buch, nicht direkt eine Rezension. Eher ein Hintergrund zu den Zeilen und der Person, die es geschrieben hat.
„Gewalt gegen afrikanische Einwander:innen“
Nach mehrtägigen heftigen Unruhen in der süditaliensichen Kleinstadt Rosarno mussten tausende afrikanische Saisonarbeiter:innen in Sicherheit gebracht werden. Viele flohen aus Furcht vor neuen Ausschreitungen.
(…) Rund 4000 Einwander:innen aus überwiegend afrikanischen Ländern helfen in Rosarno oftmals illegal bei der Obst- und Gemüseernte. Sie wohnen in Zeltstädten und in einem alten, leerstehenden Fabrikgebäude vor der Stadt. Dort gibt es weder Matratzen, fließend Wasser, Strom oder eine Heizung – nur acht Chemietoiletten und drei Duschen stehen tausend Menschen zur Verfügung. Doch weil sich die meisten illegal im Land aufhalten, akzeptieren sie nicht nur diese unmenschlichen Lebensbedingungen, sondern auch den Hungerlohn, den sie für ihre Arbeit erhalten.
20 Euro verdient ein:e illegale:r Saisonarbeiter:in durchschnittlich pro Tag. Manchmal ist es aber auch weniger. „Mit 15 bis 20 Euro pro Tag haben wir diese Menschen zu modernen Sklaven gemacht – eine hässliche Seite im Geschichtsbuch Italiens“, sagt ein Lokalpolitiker bestürzt. Und in der Regel behalte die örtliche Mafia von diesem Hungerlohn auch noch 5 Euro „Aufenthaltssteuer“. Menschenrechtsorganisationen sprechen von Ausbeutung durch organisierte Verbrecherbanden.“
So stand es geschrieben im Januar 2010, als die Lage der Ernte- Arbeiter:innen in Kalabrien völlig aus dem Ruder lief. Aus diesen Revolten ist SOS Rosarno entstanden. In ihren eigenen Worten: „Herzlich willkommen, Leute! Das Fest, das wieder beginnt, ist das, welches in den Zitrus- und Olivenhainen der Ebene von Gioia Tauro stattfindet, wo hartnäckige Bauern und Bäuerinnen und hoffnungsvolle Migrant*innen gemeinsam eine neue Zukunft für unser Land kultivieren… ein Fest, das in unseren Regionen und in den verschiedenen Teilen Italiens gefeiert wird, wo auch in diesem Jahr die Kalafrikaner*innen umhergehen werden, um zu diskutieren und zu argumentieren, um zu erzählen, wie in Rosarno und seiner Umgebung eine neue Welt entsteht, und um diese gemeinsam zu feiern.
Eine „neue bäuerliche Zivilisation“ nannten wir dieses Projekt manchmal, und wir meinten dies einschliesslich aller Bereiche der Gesellschaft. Mit Ausnahme der dominanten (also, die wirtschaftlich, sozial, politisch … menschlich dominieren), denn ohne Herrschaft ist die neue Gesellschaft, die wir aufbauen; denn eine auf dem Boden der Erde gegründete Gesellschaft bestimmt wirtschaftlich und symbolisch die Art und Weise, in der die menschliche Tätigkeit in allen anderen Bereichen gedacht und ausgeführt wird: ob es sich um Dienstleistungen oder Technologien handelt, ob es sich um Freizeit oder um die kulturelle Aktivität selbst handelt, in der die Werte, die das Verhalten bestimmen, zum Ausdruck kommen… alles ist auf den Respekt vor der Erde und das harmonische Zusammenleben derer, die auf ihr leben, ausgerichtet. Hier ist unser Projekt. Das ist unsere Aufgabe. Das ist unser Vorschlag.:
Alle Produzent*innen sind Kleinbäuerinnen und -bauern, Einzelpersonen oder Mitglieder von Genossenschaften. Sie stellen die bei der Ernte beschäftigten Arbeiter*innen dauerhaft ein, von denen mehr als 50% Immigrant*innen sind. Und sie sind Teil des circuito della solidarietà con gli africani di Rosarno (Solidaritätskreis mit den Afrikaner*innen von Rosarno), wegen der komplett versagenden staatlichen Einwanderungspolitik nur dank der Unterstützung durch zivilgesellschaftliche Organisationen die grundlegendsten Bedürfnisse befriedigen können. Deshalb wird ein Teil des Preises aller Produkte zur Finanzierung von Projekten verwendet, die für die Rechte der Landarbeiter*innen einstehen und für alternative Projekte in Italien und im Ausland, welche die Ernährungssouveränität und Selbstbestimmung lokaler Gemeinschaften fördern.“
Und ein solches gefördertes Projekt ist zum Beispiel die „Hospitality School“- eine (Italienisch)- Schule für die Menschen, die in der Ernte arbeiten. Und das „Casa della Dignitá“- hier kommt Ibrahim, der Autor dieses Buches, ins Spiel.
Ich kann nicht sagen, wie lange er schon dabei ist, bei SOS Rosarno. Aber er ist mit grosser Energie dabei. Sein neuestes Projekt ist eben das „Casa della Dignitá“- mit gesammelten Geldern wurde ein Haus gekauft, in dem nach und nach die Wohnungen saniert und eingerichtet wurden und das nun endlich den Menschen, die in der Ernte arbeiten, als Wohnraum zur Verfügung gestellt wird. Zur Hauptsaison im Winter (Zitrussaison) sollen dort die Ernte- Arbeiter:innen leben können. Wenn sie im Anschluss weiterreisen, kann das Haus für solidarischen Tourismus genutzt werden, um es zu finanzieren und vielleicht weitere Häuser zu erkämpfen. Dies ist das Werk von Ibrahim, der mit viel Herzblut für eine bessere Zukunft kämpft.
„Gedichte von Kampf und Liebe“ ist der Untertitel des Buches. Diese sind sowohl auf französisch, Ibrahims erster Sprache, als auch auf italienisch im Buch. Geschenkt hat Ibrahim das Buch allen Menschen aus Luzern, die bei SolRosa mit dabei sind. SolRosa ist ein Verein, der sich in der Schweiz gegründet hat, um SOS Rosarno zu unterstützen und Bestellungen von deren Produkten zu organisieren. Mit der letzten Bestellung ist dieses Buch geliefert worden.
Und wo ist ein Buch, das vielen geschenkt wurde, besser aufgehoben als in einer Bibliothek? Deshalb steht es nun in der Lotte und freut sich darauf, ausgeliehen und gelesen zu werden. Viel Spass dabei!
Das Autor*innenkollektiv Wu Ming widmet sich in diesem Roman einer alternativen Erzählweise zur französischen Revolution, die sich unter anderem der Perspektive des gemeinen Volkes und von Frauen widmet. Der Roman ist mit seinen unterschiedlichen Handlungssträngen dabei sehr vielschichtig und schafft es ein anschauliches und tiefgreifendes Bild dieser Zeit zu schaffen. Dabei verknüpft das Autor*innenkollektiv Fakten und Fiktionen zu einem spannenden Poltit-Thriller, der sich trotz des Umfangs von über 600 Seiten ohne mühsame Langatmigkeit super lesen lässt. Die Story wandert von den Pariser Vororten und den Alltagsrealitäten der dortigen Bevölkerung, über subversive Akten des Theaters und Originaldokumenten aus dem Konvent bis in die Abgründe der französische Provinz und zurück in die Absurditäten Pariser „Heilanstalten“. Der Roman spiegelt dabei die temporeichen Veränderungen jener Zeit mit ihren ständig schwellenden Verschwörungen, Totalitätsansprüchen, gegenrevolutionären Strömungen und der Diskreditierung der Revolution selbst. Ein wirklich spannender Roman der aufgrund seiner politischen Vielschichtigkeit nichts an Aktualität missen lässt, sondern auch als Spiegel zu derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Geschehnissen gelesen werden kann.
Also kommt am Dienstag und Mittwoch zwischen 17-19 Uhr vorbei, damit ihr am Samstag entspannt mit einem Buch an den See fläzen könnt. 😉
Wenn ihr nicht die Möglichkeit habt am Dienstag oder Mittwoch in die Lotte zu kommen und dennoch gerne etwas ausleihen möchtet, dann schreibt uns bitte eine Mail, damit ihr an einem anderen Tag vorbeikommen könnt:
Jan Bachmann – Mühsam – Anarchist in Anführungsstrichen Edition Moderne – 2018 – ISBN 978 3 037 311 721
Jan Bachmann erzählt in diesem kurzweiligen Comic die Geschichte des jungen deutschen Erich Mühsam, Anarchist und Poet, mit Auszügen aus seinen Tagebüchern.
Die einzelnen Episoden sind dabei ideenreich und unterhaltsam illustriert – die lesende oder vielmehr auch betrachtende Person taucht ein in die Welt des Erich Mühsam, der von Geldsorgen geplagt ist und in den 1910er Jahren aus Gesundheitsgründen in die Schweiz ins Sanatorium muss. Ungläubig, weshalb ausgerechnet er nicht erfolgreich ist mit seiner Poesie. Dabei ist seine wahnwitzige Selbstüberschätzung kaum zu übertreffen – offensichtlich in Kombination mit der freundlichen Selbstironie für Bachmann die ideale Comicfigur, wie dieser am Ende des Buches so schön erklärt.
Während ich am Anfang dachte, dass der Zeichenstil mir etwas zu unaufgeräumt ist, da ich gerne klare Linien und noch klarere Flächen habe, bin ich doch sehr schnell eingetaucht in die farbenfrohen Bilder und die Liebe zu einigen Details. Und dann erst diese Wolken!!! So toll!
Ein wunderbares Buch um einen kleinen Einblick in die Welt des Erich Mühsam zu bekommen. Und dabei immer wieder zu schmunzeln.
Peter Linebaugh & Marcus Rediker – Die vielköpfige Hydra – Die verborgene Geschichte des revolutionären Atlantiks Sachbuch – Assoziation A – 2000, 2. Auflage 2022 – ISBN 978-3-935936-65-1
Dieses Werk lässt eine:n erst einmal sprachlos zurück, wenn die letzten Seiten umgeschlagen und die Danksagungen von Linebaugh und Rediker zu Ende sind.
Die beiden widmen sich auf diesen dichten, fast 400 Seiten der Geschichte der atlantischen Kolonisation und mehr noch den Widerständen dagegen. Im Mittelpunkt steht das britische Empire, von dem ausgehend die Kolonisation und der Aufstieg des frühen Kapitalismus forciert wurde. Dieses Buch behandelt in diesem zeitlichen Rahmen (frühes 17. Jh. bis zum beginnenden 19. Jh.) aber vor allem die Geschichte(n) der Enteigneten Europas, Afrikas und der Amerikas, der verschleppten, afrikanischen, versklavten Menschen, des städtischen, europäischen Proletariats, sowie der Natives in den Amerikas.
Von ihnen ging eine revoltierende Kraft gegen die überbordende Gewalt aus, die in der Standardgeschichtsschreibung nur am Rande Erwähnung findet. Dieses Werk zeigt die kooperativen Formen der Widerständigkeiten auf, bei der Herkunft, Hautfarbe oder Geschlecht keine bestimmende Rolle spielten.
Das Buch ist gut strukturiert, beginnend mit einem Schiffbruch im Jahre 1609, der bezeichnend war für die Kraft des Widerstands. Des Weiteren wird der historische Rahmen bestimmt. Die Begrifflichkeiten der Holzhauers und Wasserträgers werden in Kontext gesetzt, ebenso wie der politische Hintergrund der Einhegungen in Britannien.
Jedes Kapitel ist in verständliche Unterkapitel eingeteilt, die hin und wieder eine Reise rund um den Atlantik machen und sich eines bestimmten Themas von den unterschiedlichen (räumlichen) Perspektiven annähern.
Diese grossartige Recherchearbeit verdient ein riesiges Lob. Es ist unglaublich, was Linebaugh und Rediker alles zitieren, erzählen und wiedergeben. Es sind kleine und grosse Aktionen, Kämpfe und Widerstände. Es ist eine Geschichtsschreibung, die nur selten Gehör findet und doch eine grosse Kraft entwickelt, je mehr mensch in sie eintaucht. Ja, es gab immer schon Menschen, die die Herrschaftsstrukturen nicht einfach hingenommen und sich ihnen widersetzt haben.
Und nun stecke ich in einer Zwickmühle.
Inhaltlich ist das Buch grossartig. Es ist die Gegengeschichte zu Pirates of the Carribean oder Winnetou. Es sind all die gesammelten Geschichten, die es nicht in die Standardgeschichtsschreibung geschafft haben. Und die es unbedingt verdient haben, gehört zu werden.
Und trotzdem bleibt da dieser Zweifel. Was mich inhaltlich zu grossen Teilen überzeugt, ärgert mich sprachlich. Zwei Dinge, die sich durch das Buch ziehen:
Zum Einen das generische Maskulin, das selbst dann Anwendung findet, wenn es z.B. im zweiten Satzteil heisst, dass die „Wasserträger“ fast ausschliesslich Frauen waren. Aber nicht nur da. Sehr selten werden nicht nur die männlichen Bezeichnungen für Menschen verwendet.
Hier würde es mich interessieren, weshalb die deutsche Übersetzung des englischsprachigen Originaltextes so gewählt wurde. Im Englischen sind die Begrifflichkeiten nicht gegendert und daher offen. Weshalb wurde dies bei der Übersetzung nicht beibehalten?
In einem langen Kapitel über Pirat:innen werden Piratinnen in nur 2 Absätzen erwähnt. Alles andere waren ausschliesslich Männer?
Zum Anderen das N- Wort. Mir ist bewusst, dass es sich um eine historische Betrachtung handelt und hier oft alte Texte zitiert wurden. Es bleibt aber Menschen, die Bücher schreiben, trotzdem überlassen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und z.B. zu entscheiden, das N- Wort nicht auszuschreiben, auch wenn es ein Zitat ist. Noch viel schlimmer, und dies ist leider sehr häufig der Fall in diesem Buch, ist es, wenn das N- Wort und andere Wörter, die keine Anwendung mehr finden sollten, in Anführungszeichen gebraucht werden, auch wenn es keine Zitate sind. Auch vor 22 Jahren, als das Buch veröffentlicht wurde, war es schon Konsens, das N- Wort nicht mehr zu verwenden. Wie kommen zwei (von mir als weiss gelesene)US- amerikanische Personen auf die Idee, es in Anführungszeichen weiter zu benutzen? Vor allem, wenn sie selbst Texte aus den 1760ern Jahren zitieren, in denen schon das Wort „Schwarze“ verwendet wurde. Also gab es schon vor mehreren Hundert Jahren Menschen, die sich der Relevanz von Sprache und Bezeichnungen bewusst waren. Es gibt also meiner Ansicht nach keine Argumentation dafür, weiterhin eine Sprache zu verwenden, die diskriminierend und menschenfeindlich ist.
Ein weiterer Punkt, der mir schwer aufgestossen ist, ist die Bezeichnung der Haitianischen Revolution als „Arbeiterrevolution“. Linebaugh und Rediker zeigen immer wieder auf, dass in der Vergangenheit Geschichte unsichtbar gemacht wurde. Auch wenn sie später die Revolution als Kraft von Black Power darstellen, tappen sie mit der Bezeichnung der Haitianischen Revolution als „Arbeiterrevolution“ genau in dieselbe Falle. War Haiti nicht in erster Linie ein Befreiungskampf von (Schwarzen) versklavten Menschen? Diese Fremdbezeichnung ist in meinen Augen nicht nachvollziehbar und ärgert mich.
Und nun? Meiner Ansicht nach ist mit diesem Buch ein grossartiges Fundament gelegt worden. Etwas pathetisch formuliert ist es vielleicht ein ungeschliffener Diamant, der noch ein bisschen der Arbeit bedarf, bis die wahre Grösse zum Vorschein kommt. Es ist vieles vorhanden, was dieses Werk zu einem ausserordentlichen Geschenk macht, aber eben auch zu einem ausserordentlichen Ärgernis. Dies liesse sich mit einer Überarbeitung ändern. Für die 2. Auflage 2022 wäre genau dies möglich gewesen, leider wurde die Chance nicht ergriffen. Ich würde mir wünschen, dass das Buch sprachlich angepasst wird und somit eine Wertschätzung gegenüber den Nachfahr:innen all der Menschen, die in diesem Buch Erwähnung finden, darstellt.
Herzlichen Dank an Assoziation A für das Rezensionsexemplar. Ihr macht tolle und wichtige Arbeit, danke auch dafür!