Rezension Nr. 23

Ronen Steinke
Terror gegen Juden. Wie antisemitische Gewalt erstarkt und der Staat versagt. Eine Anklage.

berlin Verlag. 2020 (2. Auflage) – ISBN 978-3-8270-1425-2

Der Titel des von Ronen Steinke verfassten Buches gibt ziemlich genau zusammengefasst wider womit sich die*der Autor*in im Buch befasst. Die Allgegenwärtigkeit von Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft, sowie die Ignoranz dessen durch Politik und Justiz. Und vor allem Eines: Jüdisches Leben ist nicht möglich ohne das Gefühl permanenter Bedrohung.
Die*der Autor*in verdeutlicht dies anhand der Lebensrealität jüdischer Menschen und jüdischem Lebens, das geprägt ist von Einschränkungen, Bedrohung, Rückzug und Resignation. Dabei stellt die*der Autor*in dem allzu geläufigen Bild des Opfers, dass Bild von jüdischen Menschen entgegen, die sich mit diesen Gegebenheiten nicht abfinden wollen, sondern diese immer wieder hinterfragen.

Dabei wird im Buch sehr deutlich warum sich jüdische Menschen nicht auf die Unterstützung von Staat und Polizei verlassen wollen und können. Die*der Autor*in verdeutlicht die Rolle von Sicherheitsbehörden und Justiz und zeigt deutlich deren Versagen, wohl wissende Untätigkeit und fahrlässige oder besser bewusst «unterlassene Hilfeleistung».

Zum Teil liest sich das Buch ein wenig polemisch, was ich beim Lesen zumindest beim Thema muslimischer Antisemitismus ein wenig schwierig fand. Nicht das die*der Autor*in dies bedient und muslimischer Antisemitismus als Realität auch benannt sein soll, aber im Kontext von aktuellen antimuslimischen Debatten ist dies eben ein schwieriger Grad. Die*der Autor*in stellt dementsprechend heraus dass es für rassifizierte und marginalisierte Gruppen keinen Normalitätszustand in einer deutschen Mehrheitsgesellschaft geben kann, da dieser vom Staat scheint es auch nicht gewollt ist. Dies lässt sich 1:1 auf die Schweiz übertragen.

Zusammenfassend wird im Buch vor allem Eines deutlich: Terror und Gewalt gegen Juden ist eine Kontinuität. Es gab keinen Zeitpunkt nach 1945 in dem jüdisches Leben in einer Selbstverständlichkeit möglich gewesen wäre wie ein Leben für die Mehrheitsgesellschaft möglich ist. Ronen Steinke schafft dies am eindrücklichsten vor Augen zu führen durch eine 89seitige Chronik, die akribisch Angriffe und Gewalttaten gegen jüdische Menschen und jüdische Einrichtungen von 1945 bis 2020 auflistet.Beim Lesen der Chronik wird das Ausmass der Bedrohung von jüdischem Leben, die die*der Autor*in vorab im Buch herausarbeitet nochmal greifbar und erschreckend deutlich und zeigt somit die gesellschaftlichen Zustände klar und deutlich auf.